Schmidt und das Glyphosat-Ja

„Politiker, die nie entscheiden, ecken zwar nie an. Das sind aber auch nicht die, die das Land voranbringen.“ dachte sich Christian Schmidt (CSU) und stimmte im Alleingang für eine Verlängerung der Glyphosatzulassung um 5 Jahre. Der Landwirtschaftsminister der bis dato vor allem dafür bekannt war, dass er den meisten Bürgern vollkommen unbekannt war, ignoriert die Geschäftsordnung der Bundesregierung und trifft in Gremien in denen er die Bundesrepublik vertreten soll, einfach einmal „eine Entscheidung für mich“.

Bei Glyphosat weiss keiner so recht, ob es verträglich für Mensch und Umwelt ist. Hinweise, dass es das nicht ist, gibt es jedenfalls mehrere. Das Umweltministerium ist der Ansicht, dass die Zulassungen nicht verlängert werden sollten, aber Christian Schmidt als Minister für Ernährung und Landwirtschaft traf die Entscheidung schließlich „in meiner Ressortverantwortung“. Ackerbau und Essen stehen Schmidts Meinung nach wohl in keinerlei direktem Bezug zu unserer Umwelt. Insekten, Vögel, Füchse, Dachse, Rehe und was sonst noch alles so kreucht und fleucht, machen schließlich stets an den Grundstücksgrenzen zwischen Wald, Wiesen und Agrarflächen Halt. Ebenso die versprühten Düngemittel, Herbizide und Pestizide. Ein Einfluss auf die Umwelt kann also völlig ausgeschlossen werden.  
Wichtig ist es ihm dennoch, darauf hinzuweisen, dass er erreicht hat, den privaten Gebrauch von Glyphosat zu begrenzen. Es darf also nicht mehr im Blumenkasten am Balkongeländer verwendet werden.  
Das ist vergleichbar damit, dem Nachbarn aus Gründen der Luftreinheit das Grillen an den Sommer-Wochenenden zu untersagen, gleichzeitig aber vor den Toren der Stadt ein Kohlekraftwerk ohne Filter zu bauen.
Christian Schmidt hat den Begriff des freien Mandates völlig neu definiert. Nur dass er das in einer Position getan hat, in der er als Delegierter der Bundesregierung agiert und gemeinsame Positionen vertreten soll.  
Schmidt, der seit 2006 auch Präsident der Deutschen Atlantischen Gesellschaft ist, wollte vielleicht auch nur erreichen, für etwas anderes als seine allgemeine Unbekanntheit bekannt zu werden. Dieses Ziel hat er zumindest temporär erreicht. Inwiefern das allerdings unser Land voranbringt, wird sich noch weisen müssen, vielleicht aber auch nie an die Oberfläche kommen.